Richard und Huy beim a3Ds Chess Open 2025

Vom 10. – 13. Juli 2025 fand in Braunschweig das von der KSV Rochade Braunschweig organisierte a3Ds Chess Open statt, das fünfjähriges Jubiläum feierte.

Insgesamt gab es drei Turniere, das Masters-Turnier, das A-Open (> 1600 DWZ) und das B-Open (< 1600 DWZ).

Entsprechend der Wertungszahl meldete sich Richard für das A-Open und Huy für das B-Open an, und die beiden reisten dafür jeden Tag gemeinsam aus Wolfsburg mit dem Fahrrad an und legten nach den vier Spieltagen trotz Wind und Wetter bei Regen und Sonnenschein über 250 km zurück!

Zum ersten Spieltag waren im A-Turnier und B-Turnier die Teilnehmerzahl ungerade, sodass in die Runde gefragt wurde, ob nicht jemand vom B-Turnier in das A-Turnier wechseln mochte, sodass niemand aussetzen müsste.

Als sich niemand fand, beschließ Huy sich aufzuopfern, was er nur widerwillig tat, da die Partien vom A-Turnier aufgezeichnet und veröffentlicht wurden und Huy seine Eröffnungsvorbereitungen noch möglichst geheim halten wollte.

Als Huy sich gerade bei den Turnierorgansitoren meldete, wurde er von einem anderen Spieler aus dem B-Turnier unterbrochen, der sich dann auch als Freiwilliger meldete.

Aufgrund der höheren Wertungszahl von der anderen Person, konnte Huy dann doch im B-Open verbleiben, wo er sich selbst als eines der Favoriten sah, da er auf der Anmeldeseite unter den drei DWZ-stärksten Spieler zählte.

Womit Huy nicht rechnete, war, dass das Turnier mit vielen schnell lernenden Jugendlichen besetzt wurde, die rasch an Spielstärke dazugewannen, sodass Huy zum Turnierstart dann nach Spielstärke sortiert nur Zehnter war.

Richard spielte spannendes Schach, sowohl in der Eröffnung, als auch im Mittelspiel und fand in der ersten Hälfte des Turniers viele Figurenopfer, die objektiv nicht ganz richtig waren, und entsprechend dann auch nach hinten losgingen, sodass er einen eher langsamen Turnierstart hatte.

In der vierten Runde konnte Richard ein Schwerfigurenendspiel verwerten, bei dem er den schwachen a-Bauern des Gegenspielers gewann und selber zwei verbundene Freibauer hatte, womit er sich seinen ersten ganzen Punkt zurechtschob.

In der sechsten Runde traf Richard mit den schwarzen Steinen auf Jürgen, unserem Schachfreund aus Gifhorn, den Richard abstrafte nicht rochiert zu haben, womit Richard sich dann seinen zweiten Sieg erspielte.

Richard erbeutete sich dann 2,5 aus 7 möglichen Punkte, was bei dem starken Feld ein Ergebnis ist, das sich ruhig sehen lassen kann.

Bei dem B-Open hatte Huy einen sehr guten Start und konnte sich an seinen Brettern schachlich gut durchsetzen. Nach fünf Runden führte Huy die Tabelle als einziger mit 4,5 aus 5 Punkten an.

Die Partien von Huy dauerten häufig lange an, sodass seine Spiele oft die letzten im Raum waren.

So auch in der sechsten Runde, bei der Huy am ersten Brett mit den anziehenden Steinen und letzten laufenden Partie spannendes Schach spielte.

Huy befand sich in einem Endspiel, bei dem er einen ganzen Turm hinten lag, aber dafür eine riesige Kette von verbundenen Freibauern hatte.

Huy schaffte es die Bauern laufen zu lassen und schien sich eine Stellung erspielt zu haben, die vielversprechend aussah – nur wurde die Zeit knapp.

Bei Zug 38 hatte Huy in dieser Stellung noch zwei Minuten auf der Uhr.

Jedoch schob Huy innerhalb der letzten zwei Züge vor der Zeitkontrolle die Bauern so, dass der c-Bauer fiel und damit die Stellung zusammenbrach – eine ärgerliche Niederlage.

Nach dieser Partie fand gleich die Auslosung statt für die letze Runde, die am darauffolgenden Morgen stattfinden sollte.

Im Foyer traf Huy auf Phuc, der 13 Jahre alt ist und mit seinem Zwillingsbruder Thien ebenfalls am B-Open teilnahm und in der letzten Runde Huys Gegenspieler sein sollte.

Im Verlaufe des Turniers freundeten sich die drei an und lernten sich nicht nur auf persönlicher, sondern auch schachlicher Ebene kennen, sodass die Lieblingseröffnungen voneinander bekannt waren.

Mit dem Wissen fuhr Huy mit Richard auf seinem Fahrrad an dem Samstagabend zurück nach Wolfsburg und er kam gegen 21:30 Uhr zu Hause an, um sich mit seinem Abendessen vor dem Computer gegen seinen bevorstehenden letzten Gegenspieler des Turniers vorzubereiten.

Dabei wiederholte Huy alle wichtigen Hauptzüge in seiner Eröffnung und schaute sich zusätzlich noch die zwei ersten Youtube-Videos an, die tückische Fallen aus der Eröffnung behandelten.

Zwar blieb Huy, wie er findet, unvernünftig lange bis Mitternacht wach, jedoch fühlte er sich gut vorbereitet und das war es ihm wert.

Am darauffolgenden Tag spielte Phuc ein Gambit, das Huy kannte, sodass er dankend den Bauern annahm.

Jedoch erlaubte Phuc im nächsten Zug, dass noch ein Bauer gewonnen werden konnte – ein Zug den Huy dann nicht kannte.

Phuc verzog sein Gesicht und Huy war sich nicht sicher, ob Phuc schauspielerte. Schließlich ist Huy selber ein – nach eigener Aussage – gefährlicher Schauspieler, wenn er fiese Eröffnungen vorbereitete.

Nach einigen Minuten Überlegung glaubte Huy schließlich seinem Gegenüber, dass dieser sich verzog und Huy schlug den Bauern – schließlich lügen so junge Menschen doch nicht und zwei Bauern sind zwei Bauern.

Mit nun den beiden Mehrbauern in der Hand freute sich Huy wie ein Kind und fühlte sich siegessicher, nur um dann zwei Züge später festzustellen, dass seine Stellung hoffnungslos verloren schien.

Huy überlegte dann 45 Minuten um dann noch zwei weitere Züge zu machen, und dann seinem 13-Jährigen Gegenspieler die Hand zur Aufgabe zu reichen.

Die Partie war bereits nach 18 Zügen vorbei – die kürzeste Partie die Huy in seiner Schachkarriere spielte.

Unwissend, was ihm da angetan wurde, fragte er Phuc nach der Partie, ob die zwei Bauern-Opfer zu seiner Vorbereitung zählte – Phuc bejahte das.

Phuc erzählte, dass er sich die ersten acht(!) Youtube-Videos anschaute und sich alle Hauptzüge und mögliche Varianten analysierte und einprägte.

Sein Zwillingsbruder Thien betonte, dass Phuc dafür bis 2 Uhr morgens wach blieb und dann seinen Wecker auf 5 Uhr stellte um sich dann weiter vorzubereiten!

Phuc kannte dann wirklich alles in diesem Doppelgambit inklusive Engine-Bewertungen jeder Stellung.

Da musste sich dann auch Huy geschlagen geben und gratulierte seinem jungen Gegner nochmal zum Sieg – Fleiß zahlt sich dann doch aus.

Mit dieser Niederlage verpasste Huy dann knapp einen Podiumsplatz und schloss das Turnier mit 4,5 aus 7 möglichen Punkten ab und landete dann auf dem fünften Platz – ein Ergebnis mit dem Huy zufrieden sein kann.

Mit diesem letzten Punkt überholte Phuc dann Huy und sicherte sich den vierten Platz, womit er der beste Spieler unter 18 Jahren wurde, die nicht unter den ersten drei Plätzen landeten.

Phuc erhielt so dann doch noch einen Pokal, den er mit nach Hause nehmen konnte, sodass seine ausführliche Vorbereitung und aufgeopferten Schlaf dann doch noch mit einem Preis belohnt wurde – an dieser Stelle gratuliert ihm Huy nochmals herzlich.

Im Masters-Turnier erspielte sich der 14-Jährige FM Bayastan Sydykov vom SK 1858 Gießen mit 6,5 aus 9 Punkten den 3. Platz und eine IM-Norm – auch hier herzlichen Glückwunsch!

Hier noch eine Punkteübersicht von unseren zwei Vorstandsvorsitzenden mit Freunden des SC Wolfsburgs.

Zu bemerken ist hier, dass Felix erst nach der vierten Runde dazu kam, weil ein Spieler aus dem A-Open in der vierten Runde ein ausgeglichenes Turmendspiel verlor und dann wutentbrannt das Turnier verließ – Felix füllte dann den freigewordenen Platz auf und gewann alle seine Partien!

A-Open Endtabelle nach 7 Runden

NamePunktePlatz
David4,510.
Vitaliy4,511.
Matviy418.
Arne3,523.
Felix340.
Richard2,544.
Jürgen1,552.
Jörg154.

B-Open Endtabelle nach 7 Runden

NamePunktePlatz
Phuc54.
Huy4,55.
Thien320.

Insgesamt war das Turnier super organisiert und das Mitspielen machte viel Spaß. Ein großes Dankeschön gilt dem ganzen Orga-Team, insbesondere Sven Hagemann, der den Hut auf hatte und das Turnier ins Leben ruf – ohne sein Engagement hätte das Ganze nicht stattfinden können.